Die Trommel spielt in vielen religiösen Zeremo­nien eine Rolle. Sie ist als Ritual- und Kultin­stru­ment tief in der spiri­tu­ellen Tradi­tion der Menschen verschie­denster Völker und Religionen veran­kert. Das deutsche Wort „Trommel“, vom mittel­hoch­deut­schen „trumel“, ahmt den dumpfen Klang der Trommel nach: TRUM-ME. Die archäo­lo­gi­schen Funde der Trommel von Zorbau (3400-3000 v. Chr.), derTon­trommel aus Sachsen-Anhalt (ca. 3000 v.Chr.), der Tontrommel aus Erfurt (3. Jahrtau­send v.Chr.), oder der Tontrommel von der Dölauer Heide, zeigen, dass die Trommel auch zur ureigensten europäi­schen Kultur gehört. Auch wenn sie im Chris­tentum eine unter­ge­ord­nete Rolle spielt, so findet sie als Schlag­holz oder Schlag­brett des naqus auch im Nahen Osten, als seman­tron in griechisch-ortho­doxen Klöstern, als rumäni­sche toacăund russi­sche bilo in christ­li­chen Riten eine Anwendung.

Den Klang des Donners imitie­rend ist die Trommel ein Attribut der Donner­götter, bzw. Gottheiten, die mit Blitz und Donner in Bezie­hung stehen: Der japani­sche Donner­gott Raijin, der chine­si­sche Leigong, oder die Yoruba-Gottheit Shango sind Beispiele dafür. Hier wird hier Klang zu einer Nachbil­dung des Grollens und damit der Urgewalt an sich.

Shiva erzeugt mit dem Urton seiner Trommel die Schöp­fung selbst. Im Daoismus und Shinto­ismus  wird mit der Trommel zu Gebet und Andacht gerufen. Die Trommel hat die Kraft zu erwecken, zu initi­ieren und auszu­lösen. Sie haucht Leben ein. Als solches ist die Trommel mit dem Herzschlag verwandt, von dem der Fötus neun Monate lang im Bauch der Mutter begleitet wird. Die Trommel wird so zum Kultgerät der Großen Mutter. Bei Zeremo­nien für die Erdgöttin Kybele wurden Trommeln geschlagen wie Catulus (87-54 v. Chr.) berichtet. Auch der Trommel­urton Shivas steht daher mit diesem ersten vernom­menen Urton des mensch­li­chen Lebens in Beziehung.

Der Schlag der Trommel hat je nach Rhythmus eine beruhi­gende oder dynami­sie­rende Wirkung. Langan­hal­tende Trommel­rhythmen führen dazu, dass sich der Herzschlag synchro­ni­siert. In seiner dynami­sie­renden Form kann die Trommel wie im Falle der Kriegs­trom­meln für Schre­cken, Gefahr, aber auch Mut stehen. Sie kündigt etwas Wichtiges an („Die Werbe­trommel rühren“) und macht aufmerksam.  Bei Trommel­rhythmen um die 4 Hz (ca. 200-250 Schläge pro Minute) treten psychi­sche Effekte auf. Der 4 Hz -Trommel­rhythmus wird von einem 4 Hz -Gehirn­wel­len­rhythmus beant­wortet, der dem Zustand der Trance entspricht. Andrew Neher fand bereits in den 1950er Jahren heraus, dass der Trommel­rhythmus das Schmerz­emp­finden senken und sogar Krämpfe lösen oder auslösen kann.

Hier wird die Trommel zum Werkzeug der schama­ni­schen Reise. Mit ihr tritt der schama­nisch Arbei­tende in Bezie­hung zum Rhythmus der Erde, ruft die Geister und wird selbst ggf. von einer zuneh­menden Ekstase ergriffen. Als rituelles Werkzeug ist das Material der Trommel von größter Bedeu­tung: Das Holz des Rahmens ist ein Symbol des Welten­baumes (also der Welten­achse und Mitte der Welt). Je nach Kultur, wird dafür deshalb das Holz des Baumes gewählt, der als physi­sche Wider­spie­ge­lung des Welten­baums der Kultur (Birke, Eibe, Tanne,…) gilt. Die Bespan­nung ist aus der Haut des Kraft­tieres des Schamanen. Das Tier wirkt als Hilfs­geist bei den Zeremo­nien und Riten. Oftmals ist die Bespan­nung mit Symbolen und mythi­schen Motiven bemalt, die die Arbeit des Schamanen unter­stützen. Es sind mythi­sche Weltkarten oder sie stellen die Anrufung von Schutz- und Hilfs­geis­tern dar. Der Schamane verwendet die Trommel in erster Linie als „symbo­li­sches Reittier“ während seiner mysti­schen Himmels­reise, ferner als Werkzeug beim Orakel und zum Herbei­rufen der Geister bei Kranken­hei­lungen. In all diesen Fällen werden die oben genannten Grund­sym­bole genutzt: Der Urimpuls, die (Wieder-)Verbindung mit der Schöp­fer­kraft (Mutter) (z.B. bei Heilungs­ri­tualen), der Ruf (der Geister), die Ankün­di­gung, das Erwecken (des Initi­anten, der Urkraft,….) und Initi­ieren (von neuen Grundimpulsen).